Doskozil scheitert mit Bio-Zwang und rudert zurück

Landesküchen versalzen heimischen Wirten die Suppe

Seit 2019 geht das östlichste Bundesland seinen eigenen, burgenländischen Weg. Zumindest hat dies Hans Peter Doskozil bei seinem Amtsantritt als Landeshauptmann medienwirksam angekündigt. Dieser Weg lässt Landesbetriebe wie die sprichwörtlichen Schwammerl aus dem Boden schießen und bringt heimische Unternehmer zunehmend unter Druck. Eines dieser Druckmittel war auch der nun gescheiterte Bio-Zwang: Ämter, Landesschulen und Kindergärten hätten zu 100 Prozent auf biologische Lebensmittel umgestellt werden müssen. Das Ziel dieser Offensive war es, „die Regionalität und die heimische Gastronomie zu unterstützen“, erklärten Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf und Landesrätin Daniela Winkler damals gleichermaßen in ihrer Presseaussendung. Jetzt ist der Bio-Zwang gescheitert. In Zukunft soll wieder vermehrt auf Regionalität gesetzt werden.

Was geschah: Was sich auf dem Papier gut las, erwies sich in der Realität als Desaster für heimische Wirte und Gemeinden. Ausschließlich mit biologischen Lebensmitteln zu kochen, war laut Wirten schon von der Verfügbarkeit her unmöglich. Immerhin gibt es nicht so viel Bio-Gemüse von Bauern aus der Region, von Bio-Fleisch und anderen Zutaten ganz zu schweigen.

Einzig Klaus Glavanics, Chef der burgenländischen Landesküchen, stand dem Vorhaben des Landeshauptmannes gelassen gegenüber und war überzeugt, die 100 Prozent-Quote zu schaffen. Kein Wunder, denn Glavanics – SPÖ-Spitzenkandidat bei der letzten Gemeinderatswahl in Markt Neuhodis – ist dem Landeshauptmann offenbar verpflichtet. Im Spätsommer 2023 verkaufte Glavanics sein Oberwarter Pinka Center samt Großküche für 9,7 Millionen Euro an eine Gesellschaft der Landesholding. Nur wenige Monate später – im März 2024 – wurde er zum Manager der Landesküchen und schupft ganz nebenbei auch noch die „Gästehäuser Burgenland“ – zu einem in den Medien kolportierten Bruttogehalt von 140.000 Euro.

Dass sich gerade Glavanics gegen zahlreiche Bewerber für diesen lukrativen Job durchgesetzt hat, liegt offenbar daran, dass er „ein erfahrener Gastronom“ ist – so die Begründung seitens der Landesholding. Die in der Ausschreibung geforderte betriebswirtschaftliche Ausbildung (Universität, Fachhochschule oder eine vergleichbare Ausbildung) galt für Glavanics nicht.

9,7Mio. €

Kaufpreis des Oberwarter Pinka Center

140.000

Kolportiertes Bruttojahresgehalt von Klaus Glavanics

Die Landesküchen sind ein Brandbeschleuniger für das Wirtshaussterben im Burgenland.

ÖVP-Wirtschaftssprecherin
Melanie Eckhardt

Der Bio-Zwang brachte aber nicht nur die Gastronomen in Bedrängnis, sondern auch die burgenländischen Gemeinden, die tagtäglich Kindergärten und -krippen mit hunderten Essen versorgen müssen. Alteingesessene Wirte winkten ab und erklärten, die 100 Prozent-Quote nicht erbringen zu können. Sie würden künftig daher auf Großprojekte verzichten und in der Folge Personal einsparen müssen, wenn das Catering für die heimischen Kinderbetreuungseinrichtungen wegfällt.

Die Evaluierung bringt regionale Produkte und damit heimische Unternehmen wie den Handel und die heimische Gastronomie wieder zurück in den Kreislauf und somit in Kindergärten und Schulen.

Wirtschaftskammer-Präsident
Andreas Wirth

Den Kommunen wiederum drohte die Kürzung der Kindergartenförderung seitens des Landes, wenn der Bio-Zwang nicht eingehalten wurde. Hinzu kam, dass von den Eltern nicht verlangt werden konnte, mehr für die Mahlzeiten der Kleinen zu zahlen. Um aus dem Dilemma rauszukommen, mussten die heimischen Gemeinden andere Wege beschreiten und die Regionalität hinter sich lassen. Dadurch kamen weniger burgenländische Firmen zum Zug: In zwei Gemeinden gewann zum Beispiel ein Schweizer Konzern die Preisschlacht um das Bioessen und verdrängte damit die heimischen Gastronomen aus den Kindergärten.

Die Landesküchen taten ihr Übriges: Mit den sechs Großküchen, die das Land eingerichtet hat, entzog man den kleinen burgenländischen Unternehmen weiter die Lebensgrundlage und beschleunigte das Wirtshaussterben.

Nachdem zahlreiche Betriebe einen wirtschaftlichen Schaden aufgrund des Bio-Zwangs erlitten hatten, musste Landeshauptmann Doskozil vor kurzem nach einer Evaluierung zurückrudern. In Zukunft gilt ein neues Zertifikat: „besser essen“. Für den Erhalt des Zertifikats ist ein Bioanteil von 70 Prozent erforderlich und der Regionalität wird ein höherer Stellenwert zugestanden.

Am Ende wird alles ans Land gehen und die kleinen Wirte bleiben auf der Strecke.

Michael Steger, Besitzer des Gasthauses „Zum Burgenländer“ zum KURIER

Unterm Strich

führt der burgenländische Weg raus aus dem Burgenland, bringt heimische Gastronomen um ihre Existenz und fördert Großbetriebe, Konzerne und SPÖ-Postenschacher.