Lovebiirds – Land kaufte marode Hochzeits­plattform

„Lovebirds“ zu Deutsch Turteltäubchen ist der perfekte Name für eine Website, wenn es darum geht, Verliebte bei ihrer Hochzeitsplanung zu unterstützen. Der Treffer in der Google-Suche führt direkt zu zwei sympathischen Hochzeitsplanerinnen. Da der Name Lovebirds also schon vergeben war, hatte ein Mattersburger Unternehmer einen kreativen Geistesblitz. Er gab seiner Firma – die das gleiche Betätigungsfeld hat – den Namen „Lovebiirds“. Was sich wie ein Tippfehler liest, ist der Name einer Hochzeitsplattform, bei der das Land Burgenland mittlerweile Mehrheitseigentümer ist. Geschäftsführer von Lovebiirds ist Gerald Ostermayer, der in der Wirtschaftsagentur Burgenland die Abteilung „Förderung national“ leitet.

2021

Gründungsjahr

176.000

Steuergelder in den ersten zwei Jahren

277.432

Verluste in den ersten zwei Jahren

Lovebiirds wurde im Dezember 2021 gegründet. Die Wirtschaftsagentur Burgenland unterstützte das Unternehmen mit 80.000 Euro und hielt dafür 30 Prozent der Anteile. Lovebiirds konnte aber nie richtig abheben. Bereits im Gründungsjahr wurden laut Bilanz Verluste in der Höhe von 13.416 Euro geschrieben, 2022 waren diese bereits auf 277.432 Euro angestiegen. Statt Lovebiirds ein Ende zu setzen, stockte die Wirtschaftsagentur ihre Anteile an der Hochzeitsplattform auf 81,17 Prozent auf und schoss nochmals 96.000 Euro nach. So flossen, wie in einem Profil-Artikel aus 2023 berichtet wird, innerhalb von zwei Jahren 176.000 Euro Steuergeld in eine marode Hochzeitsplattform, deren Tage bereits angezählt sind. 11,76 Prozent hält die Acceleration 2 GmbH, deren Firmensitz mit Lovebiirds ident ist und deren Betätigungsfeld nach Eigendefinition ist, „Ideen zu Geld zu machen“.

Trotz Bilanzverlusten hat das Land seine Anteile weiter aufgestockt.

ÖVP-Klubobmann
Markus Ulram

Warum beteiligt sich das Land Burgenland an einer Hochzeitsplattform und schießt auch noch Geld nach, obwohl das Unternehmen ausschließlich Verluste schreibt? Die Antwort, die ein Sprecher der Wirtschaftsagentur dem Nachrichtenmagazin profil auf Nachfrage gab, ist abenteuerlich: „Wir sind vor der Entscheidung gestanden, das Unternehmen zu schließen oder mit einer Marketingkampagne den Markteintritt zu erreichen.“ Die Kosten für die Softwareentwicklung seien viel höher ausgefallen als ursprünglich kalkuliert, und so sei kein Geld mehr für die Marketingkampagne übriggeblieben. Die Anteilsübernahme sei auch nur kurzfristig geplant gewesen und beinhalte eine Rückkaufoption der Geschäftsanteile durch den Gründer. Dieser habe sich allerdings krankheitsbedingt weitgehend aus dem Unternehmen zurückgezogen.

Und was macht der Firmengründer heute? Er ist Key Account Manager bei einem großen Heimwerkermarkt und hat sich den Slogan seines Arbeitgebers „alles machbar“ auf die Fahnen geheftet.

Wir sind vor der Entscheidung gestanden, das Unternehmen zu schließen oder mit einer Marketing­kampagne den Markt­eintritt zu erreichen.

Wirtschaftsagentur Burgenland

Unterm Strich

beteiligte sich das Land Burgenland an einer Hochzeitsplattform, die von Beginn an zum Scheitern verurteilt war. Anstatt sich aus dem Unternehmen, das von Anfang an nur Verluste schrieb, zurückzuziehen, pulverte das Land insgesamt 176.000 Euro in die Plattform und wurde Mehrheitseigentümer.

Anteile der Wirtschaftsagentur Burgenland an Lovebiirds

30%

2021

81,17%

2022