Wenn die Individualität flöten geht …

Mit dem Eintritt in die Volksschule stehen für Kinder und Eltern viele Veränderungen an. Abseits des Schulalltags kristallisieren sich auch Interessen und Talente der Kleinen heraus, die so unterschiedlich sind wie die Kinder selbst.

Auch Landeshauptmann Hans Peter Doskozil ist der festen Überzeugung, dass kindliche Kreativität früh gefördert werden müsse. Anstatt auf Individualität setzt er jedoch auf Gleichklang. Jährlich erhalten alle Zweitklässler des Landes eine Blockflöte. Und das, obwohl er laut eigenen Angaben selbst früher gerne ein anderes Instrument gespielt hätte – nämlich Gitarre statt Waldhorn. Die Dissonanzen, die diese musikalische Zwangsbeglückung ausgelöst hat, tönten weit über die Landesgrenzen hinaus und brachten dem Burgenland Spott und Häme. Selbst die rote Lehrergewerkschaft übte harsche Kritik: Diese Aktion würde die Lehrer „zwangsbeglücken in ihrer pädagogischen Freiheit. Das ist ein Riesenaufwand und ein Lärmpegel“, wetterte Manuel Sulyok (FSG), Vorsitzender der Gewerkschaft der Pflichtschullehrerinnen und Pflichtschullehrer im Burgenland.

Aufwand pro Jahr

3.300

Flöten

>150.000

Euro

Sein Stellvertreter Helmut Gaal (FCG) ging noch einen Schritt weiter und bezeichnete dieses Vorhaben als „pädagogisch wertlos“, da sich solch ein Projekt mit der großen Zahl von Kindern in einer Klasse nicht durchführen lasse.

Wenig Freude mit der musikalischen Gleichschaltung ihres Nachwuchses und der Bevormundung seitens des Landeshauptmannes haben auch die betroffenen Eltern. In Internetforen und bei Umfragen machten sie ihrem Unmut Luft. „Musikalische Förderung unter Zwang ist der richtige Weg, um Kindern den Spaß am Musizieren zu verderben“, erklärte eine verärgerte Mutter.

Das Projekt ist nicht Musik in jedermanns Ohren. Die Aktion ist für die Lehrer Zwangsbeglückung in ihrer pädagogischen Freiheit.

Lehrergewerkschafter
Manuel Sulyok (SPÖ-Lehrervertreter)

Kein Verständnis für die Aufregung rund um die burgenländische Blockflöte hat SPÖ-Bildungslandesrätin Daniela Winkler. Sie verteidigte dieses „wichtige gesellschaftspolitische Projekt“ und sprang für die Flöte in die Bresche: „Das hat sich die Blockflöte nicht verdient“, machte Winkler keinen Hehl aus ihrer Verärgerung. Apropos verdient: Dass das Flöten-Projekt mit Schuljahr 24/25 rund 450.000 Euro verschlungen hat, fand in der SPÖ wenig Widerhall. Daran verdient hat vor allem eine Firma in Deutschland, die die Musikinstrumente produziert. Das Holz dafür komme aber aus Österreich, betonte die Landesrätin und löste mit dieser Wortmeldung nicht nur bei den Abgeordneten im heimischen Landtag Kopfschütteln aus.

Individuelle Talenteförderung ist wichtig. Ob das ein Musik-instrument, Tennis oder Fußball ist, soll jeder selbst entscheiden können.

Landtagsabgeordnete
Julia Schneider-Wagentristl

Mein Vater hatte dann die glorreiche Idee, dass ich ein Instrument lernen sollte. Gitarre? Leider nein. Als Sohn eines Jägers musste es das Waldhorn sein.

Landeshauptmann
Hans Peter Doskozil

Unterm Strich

konnte bis 2022 jedes Kind und jede Familie selbst entscheiden, welche Interessen man fördert. Seither kauft Landeshauptmann Doskozil mit dem Steuergeld der Burgenländerinnen und Burgenländer jedes Jahr Flöten.