Die homöopathische Molkerei Doskozils

Sekt allein, kanns nicht sein – dachte der burgenländische Landeshauptmann und so verkündete er im Feber 2024 seine jüngste Idee für den Agrarsektor. Im Burgenland produzieren drei von insgesamt 71 Milchbauern bio. Für diese drei Bio-Milchbauern soll eine eigene, millionenteure Molkerei gebaut werden. Im Mittelburgenland soll in Kooperation mit Milchbauern eine Bio-Molkerei entstehen, in der Landwirtschaftlichen Fachschule Güssing soll die Milch weiterverarbeitet werden – mit einem besonderen Schwerpunkt auf eine Schaukäserei. 500.000 Liter Rohmilch pro Jahr sollen verarbeitet werden, diese sollen den Bedarf in den landeseigenen und landesnahen Küchen abdecken. Umgelegt auf den Milchausstoß der burgenländischen Milchbauern ist das eine homöopathische Jahresabsatzmenge.

Den Einstieg des Landes ins Molkereigeschäft hielten Bauern wie Molkerei-Experten zunächst für einen Scherz. Als „völlig realitätsfern“ bezeichnet Ernst Halbmayr, Mitbegründer der IG Milch, dieses Vorhaben. Es bestünden bereits Verträge mit Molkereien, die auf Jahre hinaus geschlossen wurden. Ein Ausstieg wäre für die Bauern mit enormen Strafzahlungen verbunden. Und: Eine richtige Molkerei beginne bei 15 Millionen Litern Kuhmilch pro Jahr. Wer anderes vorhabe, verstehe nicht, wie der Markt funktioniere.

Mit der Schaffung einer burgenländischen Molkerei sollen laut Doskozil auch die Transportwege verkürzt und der CO2-Ausstoß verringert werden. Ein Ansinnen, das Kritiker dem Landeshauptmann nicht abnehmen. Denn während dem SPÖ-Politiker die Steiermark und Niederösterreich zu weit weg erscheinen, verköstigt die Landesküche Burgenland Kinder in einer Volksschule im Seewinkel mit Joghurt eines deutschen Konzerns, der seine Milch aus Tschechien bezieht.

Das Land investiert dort, wo sonst niemand investiert.

Landeshauptmann
Hans Peter Doskozil

Verarbeitung von Rohmilch in Molkereien in Liter pro Jahr

ca.500.000Liter

Landesmolkerei

ca.15Mio. Liter

klassische Molkerei

„Das ist weder regional, noch entspricht es dem Bio-Gedanken – Wasser predigen und Wein trinken“, kritisiert Landwirt Ernst Tschida. ÖVP-Agrarsprecherin Carina Laschober-Luif fügt hinzu: „Jede Landwirtin und jeder Landwirt muss bei Projekten einen Businessplan vorlegen, aber der Landeshauptmann setzt wieder einmal völlig konzeptlos seine Schlagzeilenpolitik fort.“ Dass Kinder von der Landesküche mit ausländischem Joghurt versorgt werden, sei nicht der burgenländische Weg.

Unterm Strich

will Landeshauptmann Doskozil die burgenländische Landwirtschaft verstaatlichen und schafft mit Steuergeld etwas Neues an: Eine burgenländische Molkerei, die laut Experten wirtschaftlich nicht lebensfähig ist.